Portrait von Christina Göbel - Sommelier des Jahres 2005

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Gute Worte für außergewöhnliche Dinge - die Journalistin Ulla Robbe möchte ich all denjenigen empfehlen, die das elegante Wort für exklusive Themen suchen, die Geist und Gaumen von Kennern erfreuen. Die studierte Sprachwissenschaftlerin, gelernte Redakteurin und PR-Fachfrau mit Leidenschaft für hochwertige Lebenskultur ist auch Mitglied im Vorstand des "Weinfeder e.V." - der Vereinigung deutschsprachiger Weinpublizisten. Lesen Sie hier Ihren Artikel über die Sommelière 2005.
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Gemunkelt wurde schon lange. Jetzt ist es amtlich: Der Sommelier des Jahres 2005 beim Gault Millau ist eine Sommelière und heißt Christina Göbel. Lernen Sie hier die Frau ein wenig kennen, die in der Sommelierszene zurzeit mit ihrem phänomenalen Gespür für Harmonie von Speise und Wein für Aufsehen sorgt.

Die der Wein verführt

Gault Millau kürt Christina Göbel zum Sommelier des Jahres 2005

ULLA ROBBE

Es gibt zwei Arten, Weine zu beschreiben: erstens nach Gefühl und zweitens nach Lehrbuch. Christina Göbel beherrscht beides perfekt. Ihren Gästen macht die IHK-geprüfte Sommelière den Mund wässrig mit den Worten: „Das ist ein Wein, der so richtig ölig am Glasrand entlangläuft, weil er körperreich und ausdrucksstark ist.“ In einem Wettbewerb würde sie denselben Tropfen analytisch-pragmatisch charakterisieren: „Aufgrund der Schlierenbildung schließe ich auf einen kräftigen Extrakt.“ Die professionelle Verkostung, so die zierliche Frau mit dem schmalen, aparten Gesicht, ist „Handwerk und nicht Hexenwerk“. Eine Technik, die man lernen und trainieren kann.

Als Jugendliche hat Göbel schon mal Eierlikör mit Muttern „geschlotzt“ oder Asti mit Freunden – „niemand fängt mit Mouton Rothschild an“. Inzwischen gehört die 26-Jährige zur internationalen Elite. Ihr jüngster Erfolg: Soeben kürte sie der Gault Millau zum Sommelier des Jahres 2005. „Christina Göbel führt die Geschmacksfülle der Speisen und die Aromenvielfalt der Weine mit großem Gespür zu perfekter Harmonie zusammen“, hob die Weinguide-Chefredaktion hervor.

„Grundvoraussetzung für jeden Sommelier sind Genussfreudigkeit und ein sensibler Gaumen“, unterstreicht die 26-Jährige. Sie selbst sei geradezu „genusssüchtig“. Unter allen Köstlichkeiten ist Wein ihre größte Passion. Die junge Frau liebt „facettenreiche Tropfen, die nicht satt machen, sondern Lust auf mehr“. Eine Schwäche hat sie für Riesling und Burgunder. „Ein großer Burgunder ist Leidenschaft im Glas – er verführt: mit Duft, Vielfalt der Aromen, Körper, Struktur.“ Doch trotz aller Leidenschaft: Die charmante Sommelière ist ein ehrgeiziger Profi. Anfang Mai gewann sie die Trophée Ruinart „Bester Sommelier Deutschlands“ und qualifizierte sich damit für die Europameisterschaft in Reims. Dort verpasste sie den Einzug ins Finale nur knapp.

Ihr Berufswunsch hatte sich während der Lehre im „Hotel Bareiss“ in Baiersbronn herauskristallisiert. Göbel war begeistert von dem „phantastischen Weinkeller“. Nach der Sommelier-Prüfung ging sie ins Zwei-Sterne-Restaurant „Speisemeisterei“ in Stuttgart. Dort hatte sie „einen Führerschein, aber keine Fahrpraxis“ – und die Verantwortung für 900 Weine. Ihr Chef, Martin Öxle, ließ ihr freie Hand, vertraute auf Göbels „beeindruckendes Fachwissen und ihre Gabe, bei Menschen Lust auf Wein zu wecken“.

Sobald in der „Speisemeisterei“ ein neues Gericht auf der Karte steht, heißt es Punkt 17 Uhr: Probeteller für Frau Göbel. Wenn der erste Gast bestellt, hat sie ihre Weinempfehlung längst getestet. Kürzlich wurde sie gefragt, ob es nicht schädlich sei, „wenn eine junge Frau jeden Tag so viel Alkohol trinkt“. Dagegen protestiert die Sommelière vehement: „Ich trinke sehr wenig, bin äußerst diszipliniert.“ Nur wenn sie privat essen geht, gibt es „das volle Programm: Apero, Weiß, Rot, Digestif“. Was genau sie mit Freunden trinkt, entscheidet ein Gefühl im Bauch. Das Lehrbuch im Kopf hat dann Ruhe.